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Thursday, 9 June 2022, 6:00 pm - 8:00 pm (CEST)
Schreiber, Handschriften, Kulturgeschichte: Eindrücke und Erkenntnisse im Umgang mit den Saṃghāṭasūtra-Handschriften aus Gilgit (6./7. Jh.) in Nord-Pakistan
Professor Dr. Oskar von Hinüber (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Die Entdeckung und Ausgrabung einer buddhistischen Bibliothek in Gilgit (heute Nord-Pakistan) in den Jahren 1931 und 1938 förderte nicht nur die verloren geglaubten Originale buddhistischer Sanskrit-Texte zu Tage, sondern bereicherte auch die Materialgrundlage für die Hand-schriftenkunde ganz erheblich. Nach einer kurzen Darlegung der Fundumstände der Bibliothek soll an Hand der Manuskripte des Saṃghātasūtra, eines bisher wenig bekannten, einst aber weit über Gilgit hinaus verbreiteten volkstümlichen buddhistischen Sanskrit-Textes, dargelegt werden, welche neuen Erkenntnissen aus diesen Handschriften nicht nur zu Paläographie und Handschriftenkunde, sondern darüber hinaus auch zur Verwendung der Texte gewonnen werden können. Schreibergewohnheiten werden dabei ebenso untersucht wie Spuren von Lesern der Texte. Unter Einbeziehung des archäologischen Umfeldes des Gebäudes, in dem die Handschriften einst beheimatet waren, ergeben sich weiterhin überraschende Einblicke in die Tätigkeit der Mönche, die diese Bibliothek schufen und benutzten, sowie in ihr Verhältnis zu den buddhistischen Laien in Gilgit. Eine Besonderheit ist dabei die auffällige Nähe zum Herrscherhaus der Palola Ṣāhis, einer für seine qualitätsvollen Bronzen bekannten Lokaldynastie. Schließlich wird über die Forschungsreisen berichtet, die zur Wiederauffindung der teilweise nach ihrer Ausgrabung verschollenen Saṃghāṭasūtra-Handschriften geführt haben.