Welche Eigenschaften machen einen Raum für Sie interessant? Welche Flächen sind geeignet, mit Ihren Zeichen zu interagieren?
Alle architektonischen Besonderheiten, die von der Norm abweichen oder die als gebauter Raum selbst eine Aussage machen, gestaltete Form sind, sind per se interessant. Flächen, die unterschiedliche Blickachsen und vielfältige Distanzen in der Betrachtung zulassen, lassen sich durch Zeichen sehr gut markieren und skriptural besetzen.
Sie haben sich die SUB oft und gründlich angeschaut, während Sie das Konzept für die „Fiebrige Bibliothek“ entwickelt haben – worin liegt für Sie die Charakteristik der SUB, und wie spiegelt sie sich in Ihrer Installation?
Auf das Gebäude kann man von zwei unterschiedlichen Seiten, von schräg rechts wie von schräg links zugehen. Vor dem leicht tunnelförmigen Eingang in der Mitte stehend, erhebt sich eine breite Fassadenfront, deren rhythmische Gliederung und breite Glasflächen eine Durchlässigkeit zwischen dem Innen und Außen vermitteln. Sowohl auf den Eingang, der mit Figurinen und Zeichenkörpern markiert wird, wie auch die Fassade, die mit Zeichen vertextet wird, wollte ich reagieren.
Innen besitzt die Bibliothek trotz ihrer verschachtelten Bereiche eine durchgängige Ausstrahlung. Dort werde ich verschiedene Zonen mit sehr unterschiedlichen Arbeiten markieren und aufladen. Meine strukturellen Texte werden teilweise sehr deutlich die Geschwindigkeit, den Sog oder die Dauer der Schreibprozesse zum Ausdruck bringen. Die hitzigen und fiebrigen Dynamiken, aber auch die entschiedenen Richtungswechsel, die der Schreibbewegung innewohnen, werde ich ausloten. Alles ist durch Atmosphären der Unlesbarkeit miteinander vernetzt.
Mit der Ausstellung und der parallel stattfindenden UWA-Konferenz „Studying Written Artefacts“ endet auch Ihr „Increasing Countdown“, mit dem Ihr Engagement als Artist in Residence vor zwei Jahren begonnen hat. Wie haben sich die Eindrücke, die Sie in dieser Zeit gewonnen haben, in Ihrer Arbeit niedergeschlagen?
Die Vielfalt der Eindrücke, Begegnungen und Auseinandersetzungen, die sich alle auf einer Achse zwischen Kunst und Wissenschaft ereignet haben, lassen sich schwer und schon gar nicht in kurzer Form beantworten. Dazu hat vieles zu viel Gewicht und auch Komplexität. So inspirierend ein Zusammentreffen von wissenschaftlichen und künstlerischen Impulsen sein kann, sind die Methoden und Strategien, nach denen Wissenschaftler und Künstler arbeiten, doch sehr gegensätzlich. Es zeigen sich neben produktiven Schnittstellen auch Inkompatibilitäten. Auf beiden Seiten wird die gleiche, aber eben doch auch eine ganz andere Sprache gesprochen.
Das Cluster und Irina Wandrey von der CSMC-Bibliothek als Herausgeberin streben mit mir als Mitherausgeber als eine Art Kulminationspunkt ein Buch an, das entscheidende Prozesse, Fragestellungen aber auch neue Aspekte widerspiegeln und reflektieren wird. Der Band wird viele meiner Arbeiten zeigen, die während dieser Jahre in diesen Kontexten entstanden sind.